Die Geschichte
Das Skigebiet Kitzsteinhorn/Maiskogel – Kaprun in Österreich lädt auf einem Gletscher bis in eine Höhe von 3029 Metern zum Wintersport ein. Der Gletscher kann fast ganzjährig befahren werden. Am 11. November 2000 eröffneten auch die übrigen Pisten. Damals passierte hier allerdings eine Katastrophe, die dieses Skigebiet traurigerweise noch berühmter machte.
Die weltweit längste Standseilbahn wurde im Jahr 1972 erbaut und im Jahr 1994 aufwendig renoviert. Sie funktioniert nach dem Prinzip einer Gegenbahn. Das bedeutet: Fährt eine Bahn hinauf, fährt die andere Bahn herunter und umgekehrt. Sie hat auf beiden Seiten einen Führerstand und der Fahrer muss das Häuschen wechseln, je nachdem an welcher Station er sich befindet. Der Führerstand am jeweiligen anderen Ende der Bahn ist nicht besetzt. Es können etwa 180 Personen transportiert werden und die Bahn fährt durch einen insgesamt drei Kilometer langen Tunnel, eine Fahrt von ungefähr achteinhalb Minuten.
Am Tag des Unglücks fiel einem Insassen nach etwa 20 Metern ein leichter, ungewöhnlicher Rauch in dem talseitigem Führerhäuschen auf. Er vermutete einen Brand im hinteren, fahrerlosen Teil. Allerdings gab es kein Signal zur bergseitigen Kabine, weswegen er den Fahrer verständigte.
Die Fahrgäste versuchten über das Handy einen Notruf abzusetzen, nachdem die Rauchentwicklung immer stärker wurde. Es gab aber keinen Empfang. Nach 1132 Metern Fahrt blieb die Bahn plötzlich stehen. Als giftiger und beizender Rauch frei wurde, bemerkte man schnell, dass die Lage sehr ernst war. Es gab keine Nothammer, keine Feuerlöscher und auch keine automatisch öffnenden Türen. Deshalb entschied sich ein Fahrgast, mit seinem Ski die Plexiglasscheibe zu zerstören. Der hintere Teil des Zuges brannte mittlerweile lichterloh und ein Luftzug war zu spüren, weshalb die Flammen schnell nach oben zogen. Aufgrund der Steigung des Tunnels war die Situation mit einem Kamin vergleichbar und das Feuer zog mit einer Geschwindigkeit von mehr als 100 km/h von unten nach oben zur Bergstation. Die Überlebenden stürzten sich derweil kopfüber aus dem kaputten Fenster. Um 9:11 kam es zu einem Stromausfall für die Bahn und die gesamte Region. Die zwölf Überlebenden liefen nach unten, weil dort die Öffnung des Tunnels zu sehen war. In diesem Moment konnte der Zugführer aber auch endlich die Türen öffnen und alle anderen Fahrgäste aus dem Fahrzeug lassen.
Es gab keine Hinweisschilder zur Fluchtrichtung. Der natürliche Instinkt ließ sie deshalb vom Feuer weg nach oben rennen, wo auch der tödliche Rauch hinzog.
Die Überlebenden hingegen liefen auf einer nur etwa 55 cm breiten Treppe nach unten. In Skischuhen und Schneeanzug wurde das zu einer Tortur. Es war keine Fluchttreppe, beziehungsweise wurde sie nicht als solche geplant. Es gab kein richtiges Geländer, sondern nur ein Seil. Die Stufen hatten keine regelmäßigen Abstände und es gab auch kein Notlicht. Sie rannten etwa 2000 Stufen nach unten. Währenddessen kam es zu zwei Explosionen mit einer heftigen Druckwelle. Das löste Angst und Panik aus, dass die Seile des Zugs reißen und er nach unten rasen würde. Dies hätte auch den Tod für diese Menschen bedeutet. Doch nach einem langen Überlebenskampf konnten sich die zwölf Skifahrer aus dem Tunnel befreien und wurden sofort gerettet.
Es wurden viele Rettungskräfte alarmiert. Obwohl sie alle als Retter bestellt waren, wurde ihnen schnell bewusst, dass es nichts mehr zu retten gab. 150 Menschen verloren den Kampf ums Leben im Tunnel schon nach kurzer Zeit. Die Tragödie setzte sich auch in der Bergstation fort, da hier drei Menschen den giftigen Rauchwolken zum Opfer gefallen waren. Es wurde festgestellt, dass auch der Zugführer und ein Tourist in der talwärts fahrenden Bahn ums Leben kamen.
Die Feuerwehr löschte die letzten Glutnester, bevor die Einsatzkräfte ihren Dienst im Tunnel antreten konnten. Sie stiegen hinab in ein schwarzes Loch. Es war völlig still. Nur das Rauschen des Gebirgsbachs war zu hören, und jeder einzelne Schritt auf der Alutreppe. Diese Katastrophe war nicht nur eine seelische Anstrengung, sondern auch eine körperliche Herausforderung. Teilweise 40 bis 50 sehr steile Stufen mussten die Leichen hinaufgetragen werden. Dass es sich hierbei um Menschen handelte, war nur schwer erkennbar. Sowohl die Skiausrüstung als auch die Bahn hatten einen hohen brennbaren Anteil an Materialien. Alles war zusammengeschmolzen und roch nach Plastik. Die Leichen wurden zu einem Transportwagen hinaufgetragen, der kurzerhand zusammengebaut wurde. Damit transportierte man sie bis zu einem Zwischenstollen und von dort mit einem Raupenschlepper zu einem Quergang, damit sie dann mit einem Hubschrauber ins Tal geflogen werden konnten.
Dieses Unglück hinterließ etwa 500 Hinterbliebene. 49 Kinder wurden zu Halb- oder Vollwaisen.
Die Ursachenfindung
- Brand durch unsachgemäßen Einbau des Heizlüfters mit ungültigem Prüfzeichen
- Keine Brandschutzeinrichtungen
- Viele brennbare Materialien
Die Suche nach Schuldigen
- 21. Juni 2002: Prozess mit 16 Angeklagten
- Alle werden freigesprochen, sehr zum Ärger der Bevölkerung, weil es keine Verantwortlichen gibt.
Quellen
[1] https://www.br.de/mediathek/video/kaprun-20-jahre-nach-dem-unglueck-av:5fac7324d8cca1001a5ae264
[3] https://salzburg.orf.at/tv/stories/3075247/
[4] https://de.wikipedia.org/wiki/Brandkatastrophe_der_Gletscherbahn_Kaprun_2
[5] https://www.youtube.com/watch?v=xwBDs6hnsMk
[6] https://www.seilbahnen.org/de/Branche/Sicherheit-Qualitaet