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9. Mai 2019

Wie Statik von BIM profitiert

Building Information Modeling bestimmt die Schlagzeilen in der Bauplanung. Während die Einen schon nur noch mit BIM-Methoden planen, viele sich erstmals mit der Thematik befassen und andere kaum die Zeit im Arbeitsalltag finden, neue Prozesse einzuführen, scheint in der Tragwerksplanung das Thema nur unter Anderem eines zu sein: Was kann der Statiker von BIM an Vorteilen gewinnen?

Verständnis des statischen Systems

IFC-Konstruktionsmodelle können in kostenlosen Viewern eingelesen werden. Die Visualisierungen verraten in der Regel vorgesehene Materialien, Querschnitte, Wand- und Deckenstärke. Verfügbare Räume und Begrenzungen werden erkennbar und damit lassen sich mögliche Kollisionen schon vor der Detaillierung besser abschätzen.

Geometrie und Abmessungen der Tragstruktur

Bisher musste man Pläne studieren, Grundrisse, Ansichten und Schnitte zusammensuchen. Jetzt kann man visuell arbeiten. Im Idealfall können Daten (zum Beispiel IFC oder andere Formate) eingelesen werden und es kann direkt daraus ein Statikmodell generiert werden. Auflager, Gelenke oder Lasten erhält man aber nicht aus einem IFC-Koordinationsmodell. Dabei ist weiter der Ingenieur gefragt.

BIM vermeidet Fehler

Die Digitalisierung macht auch nicht vor der Baubranche halt. Ein digitaler Zwilling zeigt schon vor der Baustelleneinrichtung auf, wo etwas schief gehen kann. Auch wenn man es vielleicht nicht wahrhaben will, Menschen machen in der Regel mehr Fehler als Computer und zugehörige Software. Die Anstrengungen im Zuge der Einführung von BIM forcieren weiter auch die Standardisierung von Bauteilen. Hersteller bieten bereits BIM-Bibliotheken zum Download an, welche einfach in BIM-Software geladen werden können. Mehr Standards bedeuten eine einfachere Handhabung, Zeitgewinnung und weniger Fehlerquellen.

BIM-Software ist offen

BIM-Software braucht Interoperabilität. Dabei sind Schnittstellen wichtig. Der Idealzustand wäre, wenn alle Programme ein gemeinsames Datenaustauschformat unterstützen würden. IFC ist auf dem besten Weg, dieser offene Standard zu werden. Neben IFC kann man aber aktuell noch auf weitere Austauschmöglichkeiten zurückgreifen. Direkte Datenaustauschfähigkeiten bedeuten zwar eine Festlegung auf eine bestimmte Softwarelandschaft, aber diese Softwarekopplungen sind optimal auf die eingesetzte Software abgestimmt. Wer sich wiederum nur auf eine Software mit nur wenigen Austauschmöglichkeiten festlegt, der läuft Gefahr, mit im Projekt verwendeter Software nicht kompatibel zu sein. BIM besteht daher aktuell nicht nur aus IFC, sondern es spielen eine Vielzahl von Austauschformaten eine Rolle. Zu diesen zählt man auch Formate wie DXF/DWG, Step, DSTV PSS (*.stp), SNDF, CIS/2, ISM oder auch Excel.

Stehen einfach programmierbare Schnittstellen zur Verfügung, so kann man die Vorzüge einer vollen Automatisierung von Planungsprozessen genießen und ermüdende, wiederkehrende Arbeiten automatisch erledigen. Dazu ist es notwendig, entweder selbst einfache Programmierkenntnisse zu besitzen oder man muss einen Dienstleister finden, der die Programmierung übernimmt.

BIM generiert Synergieeffekte

Es gibt keine allumfassende Software, die für alle Probleme die ideale Lösung darstellt. Selbst wenn es so ein Programm gäbe, wäre es so vielfältig, dass es wohl nicht so einfach bedienbar wäre. Daher werden immer Insellösungen existieren, die der All-in-One-Lösung etwas voraushaben. Mit BIM lassen sich die Vorteile beider Lösungen verbinden und man kann sehr viel effektiver arbeiten. Beispielsweise können aus der Statiksoftware RFEM durch eine BIM-Integration nahtlos Bemessungschnittgrößen für die Dimensionierung von Hilti-Ankern (Hilti PROFIS Engineering) übergeben werden.

BIM erlaubt eine integrierte Dokumentation der Statik-Ergebnisse

BIM steht für fach- und leistungsphasenübergreifende Koordination. Zur frühzeitigen Beurteilung der Machbarkeit oder zur weiteren Verarbeitung von Ergebnissen in anderen Unternehmen oder anderen Dienstleistern kann es hilfreich sein, statische Ergebnisse im BIM-Modell darzustellen oder dort verfügbar zu machen.

Zusätzlich bietet sich die Möglichkeit, die spezifischen Stärken einer BIM-Software in der Planerstellung mit denen einer typischen Statiksoftware zu kombinieren. So können im BIM-Modell auch statische Positionspläne erstellt werden oder je nach Applikation direkt auch Bewehrungspläne auf Basis der Statik generiert werden. Ebenso lassen sich zum Beispiel aus dem FEM-Programm RFEM die Bemessungsergebnisse direkt als 3D-Bewehrung in Revit übergeben.

BIM wird immer mehr zur Pflicht

Wer keine BIM-Modelle aus BIM-Software verarbeiten kann, ist nicht in der Lage, den BIM-Prozess zu unterstützen. In vielen Ländern ist die Anwendung von BIM-Methoden für Aufträge der öffentlichen Hand bereits vorgeschrieben. Man läuft also Gefahr, wichtiges Terrain in der Bauplanungslandschaft zu verlieren und andere Büros erhalten den Vorzug. Umgekehrt bietet BIM die Chance, sich von den Mitbewerbern abzuheben und besser dotierte Aufträge zu gewinnen.

BIM macht Arbeitgeber attraktiv

Neben den handfesten Vorteilen in der täglichen Arbeit gibt es auch noch ein paar beiläufige Effekte. Es wird immer schwieriger, Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt zu finden. Sie suchen auch Mitarbeiter? Dann helfen innovative Arbeitsmethoden, denn man arbeitet lieber mit Zukunftstechnologien wie BIM als mit althergebrachter Technik. Auch diesen Effekt sollte man nicht unterschätzen.

Mit BIM einen Schritt vorausgehen

Jetzt ist die richtige Zeit, die Möglichkeiten von BIM auch in der Statik zu nutzen. Der Einstieg lohnt und stellt die Weichen auf Zukunft. BIM ist nicht nur eine vorübergehende Erscheinung. Es ist Zeit, sich auch als Tragwerksplaner intensiver mit BIM zu beschäftigen.


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