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5. September 2025

Technische Herausforderung: Wechselwirkung zwischen Wind und Struktur beim Entwurf von Achterbahn

Achterbahnen gehören zu den bekanntesten Beispielen für Ingenieurskunst und verbinden strukturelle Innovation mit menschlicher Begeisterung. Hinter dem Adrenalinschub verbirgt sich jedoch ein ausgeklügelter Konstruktionsprozess, der Sicherheit, Zuverlässigkeit und Komfort gewährleisten soll. Einer der wichtigsten Faktoren bei der Konstruktion von Achterbahnen ist die Wechselwirkung zwischen Wind und Struktur.

📝 Einführung

Achterbahnen gehören zu den beeindruckendsten Errungenschaften der modernen Technik. Sie verbinden auf nahtlose Weise strukturelle Genialität mit dem menschlichen Verlangen nach Nervenkitzel. Sie werden oft wegen ihrer atemberaubenden Geschwindigkeit, dramatischen Abfahrten und komplexen Streckenführungen gefeiert. Doch ihre wahre Komplexität liegt in der Ingenieurskunst, die sowohl Sicherheit als auch Leistung garantiert. Abgesehen vom visuellen Spektakel und der adrenalingeladenen Dynamik ist jede Achterbahn das Ergebnis sorgfältiger Analysen, fortschrittlicher Berechnungstools und strenger Tests.

Unter den vielen Kräften, die auf diese Strukturen einwirken, spielt die Wechselwirkung zwischen Wind und Struktur eine besonders wichtige Rolle. Aufgrund ihrer leichten, offenen Rahmenkonstruktionen und erhöhten Geometrien reagieren Achterbahnen besonders empfindlich auf windbedingte Einflüsse. Diese können nicht nur die strukturelle Stabilität und das Ermüdungsverhalten kritischer Bauteile beeinträchtigen, sondern auch den Komfort und die Sicherheit der Fahrgäste. Die Untersuchung der Windauswirkungen ist daher keine zusätzliche Designüberlegung, sondern eine grundlegende Anforderung, die die Zuverlässigkeit dieser komplexen technischen Systeme gewährleistet.

🌬️ Warum ist Wind für Achterbahnen wichtig?

Achterbahnen sind leichte, flexible Konstruktionen mit komplexen Geometrien und dynamischen Belastungsbedingungen. Aufgrund ihrer offenen Stahl- oder Holzkonstruktion sowie der erhöhten Schienensysteme reagieren sie besonders empfindlich auf windbedingte Einwirkungen. Diese können sowohl die strukturelle Sicherheit als auch den Fahrkomfort beeinträchtigen. Die mit RWIND mittels CFD simulierten Windlasten werden direkt als Flächen- oder Knotenlasten an RFEM übergeben. Diese Lasten können gemäß Eurocode oder ASCE 7 (LRFD) in die Bemessungslastkombinationen einbezogen werden. Da jede Windrichtung aus RWIND als separater Lastfall behandelt wird, können realistische und projektspezifische Windeinflüsse in die Tragwerksbemessung integriert werden. Dieser Ansatz verbessert die Genauigkeit, insbesondere bei komplexen Geometrien.

Achterbahnen werden in der Regel als offene Stahl- oder Holzkonstruktionen mit großen Spannweiten, erhöhten Schienen und einem leichten Design gebaut. Aufgrund dieser Eigenschaften sind sie besonders anfällig für Windeinflüsse. Seitenwind, Windböen und turbulente Strömungen können Folgendes beeinflüssen:

  • Strukturelle Sicherheit → durch Erhöhung der Lasten auf Stützen, Schienen und Verbindungen.
  • Passagierkomfort → durch Erzeugung unerwünschter Vibrationen und Schwingungen.
  • Gebrauchstauglichkeit →durch Einflussnahme auf die Betriebsgrenzen unter extremen Wetterbedingungen.

Im Gegensatz zu den geschlossenen Gebäuden sind Achterbahnen geometrisch komplex mit schlanken Stützen und ständig wechselnden Ausrichtungen. Aufgrund dieser Komplexität sind herkömmliche vereinfachte Windlastnormen für eine genaue Bewertung unzureichend.

💻 Von CFD zur Tragwerksplanung

Um diese Herausforderungen zu bewältigen, werden zunehmend CFD-Tools wie RWIND eingesetzt. RWIND simuliert die Windströmung um die gesamte Geometrie der Achterbahn und erfasst die Druckverteilungen über Schienen, Stützen und Plattformen.

Die resultierenden Windlasten werden dann automatisch an RFEM oder RSTAB übertragen, und zwar in Form von:

  • Flächenlasten (mit Wirkung auf Platten und Flächen)
  • Knotenlasten (mit Anwendung an wichtigen strukturellen Punkten)

Nach dem Import können diese Lasten in Lastkombinationen integriert werden, die durch Konstruktionsnormen wie den Eurocode oder die ASCE 7 (LRFD) definiert sind. So wird sichergestellt, dass Achterbahnkonstruktionen nicht nur aufregend, sondern auch normkonform und sicher sind.

🔄 Wind als Lastfall

In RFEM/RSTAB wird jede in RWIND modellierte Windrichtung als eigenständiger Lastfall behandelt. Dieser Ansatz ermöglicht es Ingenieuren, Folgendes zu tun:

  • Realistische Windbedingungen zu erfassen,
  • Lasten dynamisch mit anderen Effekten (Eigengewicht, Passagierlasten, thermische Spannungen) zu kombinieren und
  • Größe der Konstruktionsbauteile ohne unnötige Überdimensionierung zu optimieren.

Eine solche Kopplung ermöglicht eine hochpräzise, projektspezifische Darstellung des Windverhaltens. Das ist insbesondere bei nicht standardmäßigen Geometrien, wie sie bei Achterbahnen vorkommen, von entscheidender Bedeutung.

🚀 Fallstudie: Dragon Flight, China

Dragon Flight wird für den städtischen Themenpark Romon U-Park in Ningbo, China, gebaut. Die X-Train-Flying-Launch-Coaster-Konstruktion ist 504 m (1.653,5 ft) lang und umfasst sieben Achterbahn-Elemente, darunter drei Inversionen. Die Achterbahn ist 504 m (1.653,5 ft) lang. Ihre sieben Elemente umfassen drei Inversionen. Der X-Train bietet Platz für 20 Passagiere. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 56 mph erreicht der Zug mehrmals bis zu 4,5 g (g-Kraft). Die Grundfläche beträgt 113 m × 51 m (370,7 ft × 167,3 ft). Am höchsten Punkt der Achterbahnfahrt, dem sogenannten „Top Hat”, wird eine Scheitelhöhe von etwa 30 Metern erreicht. Die Gesamtkonstruktion besteht aus einer Rohrkonstruktion mit 6.201 Bauteilen und 86 Querschnitten.

🎯 Zukünftige Aussichten

Der Bereich der Wind-Struktur-Interaktion im Achterbahnbau entwickelt sich dank Fortschritten sowohl in der Simulationstechnologie als auch in den Methoden der Tragwerksplanung rasant weiter. Zukünftige Entwicklungen werden sich wahrscheinlich auf vier Hauptrichtungen ausrichten:

  • Zwei-Wege-Interaktion zwischen Strömung und Struktur (FSI)

Die aktuelle Praxis beinhaltet oft eine einseitige Kopplung, bei der Windlasten auf eine feste Geometrie angewendet werden. Der nächste Schritt ist die Zwei-Wege-FSI, bei der strukturelle Verformungen in die Luftströmung zurückgeführt werden. Dieser Ansatz ermöglicht es Ingenieuren, schwingungsinduzierte Vibrationen, aeroelastische Effekte und Resonanzphänomene zu studieren, die bei Achterbahnen mit langen Spannweiten und flexiblen Stützen auftreten können.

  • Integration mit Digitalen Zwillingen

Durch die Kombination von CFD-basierten Vorhersagen mit Echtzeit-Sensordaten können Ingenieure digitale Zwillinge von Achterbahnkonstruktionen erstellen. Diese Zwillinge können Windauswirkungen kontinuierlich überwachen, Messdaten mit Simulationen vergleichen und frühzeitig vor Betriebsrisiken warnen, wodurch sowohl Sicherheit als auch eine optimierte Wartung gewährleistet werden.

  • KI und Maschinelles Lernen in der Windvorhersage

Durch den Einsatz von maschinellem Lernen können Simulationszeiten verkürzt und standortspezifische Windmuster vorhergesagt werden. KI-Modelle, die auf der Grundlage historischer Daten und CFD-Ergebnissen trainiert wurden, könnten schnelle Designiterationen unterstützen und so eine effizientere Planung von Achterbahnen in unterschiedlichen Umgebungen ermöglichen.

✅ Fazit

Achterbahnen stehen zwar für Spaß und Spannung, ihre Sicherheit hängt jedoch von einigen der modernsten technischen Hilfsmittel ab, die derzeit verfügbar sind. Durch die Kombination von CFD-Windanalysen mit FEM-Bemessung können Ingenieure sicherstellen, dass diese aufregenden Fahrattraktionen strukturell robust, sicher und optimiert bleiben. So können sie den gewünschten Nervenkitzel bieten und gleichzeitig die geforderte Sicherheit gewährleisten.


Autor

Herr Kazemian ist verantwortlich für die Produktentwicklung und das Marketing für die Dlubal-Software, insbesondere für das Programm RWIND 2.



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