Aus Fehlern anderer lernen
Der Österreicher Mario Necker ist Elektrotechniker aus Leidenschaft. Ursprünglich hat er an der Automatisierung von Prozessen in Unternehmen sowie an automatisierten Maschinen gearbeitet. Im Laufe der Zeit geriet er mehr in die klassische Elektrotechnik und wollte sich selbst ein Smart Home aufbauen.
Dabei ist er leider an die falsche Beratung geraten, aber rückblickend war das nicht schlimm. Denn dadurch beschäftigte er sich selbst mit der Materie und entdeckte seine Leidenschaft für die Einrichtung von Smart Homes. Heute ist er Sachverständiger, wenn es um Smart Homes geht und schreibt sogar die Normen dahingehend aktiv mit. Ein echter Experte also!
- "Mein kleines Team kommt dann zum Zuge, wenn der klassische Elektrotechniker gescheitert ist, die Anlage halbwegs fehlerfrei hinzubekommen."
Gerade der technologische Fortschritt von Jahr zu Jahr fasziniert ihn dabei besonders. Das können wir absolut nachvollziehen. Zeit also, tiefer ins Thema Smart Home einzutauchen!
Ein Smart Home denkt mit
Grundsätzlich gilt: Jeder versteht ein Smart Home etwas anders. Mario erklärt uns, dass es grundsätzlich um ein Zuhause geht, das sich der Umgebung anpasst. Scheint draußen die Sonne, muss nicht geheizt werden, wenn niemand in der Wohnung ist. Kaum kommt einer der Bewohner dem Haus per Handy-Ortung näher, schaltet sich die Heizung automatisch auf Komfort-Temperatur. Das ist nicht nur nützlich, sondern auch effizient.
Mittlerweile lernt ein smartes Zuhause sogar unsere Tagesabläufe kennen und passt z.B. die Lichtfarbe entsprechend an. Morgens hilft uns weißes Licht mit hohem Blauanteil beim Aufwachen. Abends stellt es mit höheren Rotanteilen sicher, dass wir besser einschlafen können.
Vieles funktioniert über Sprachsteuerung. Mario erzählt uns, dass er beispielsweise über den Sprachbefehl "Fernschauen" bei sich zu Hause die Atmosphäre vorgibt. Das Licht wird gedimmt, die Leinwand fährt hinunter und der Beamer schaltet sich ein. Faszinierend!
Wie funktioniert ein Smart Home?
Mario erklärt uns, dass es je nach Hersteller verschiedene Systeme gibt, mit denen Smart Homes arbeiten können. Diese konkurrieren natürlich um die beste Position am Markt. Eigentlich jedoch existiert nur eine einzige Technologie – und das schon seit etwa 30 Jahren. Hierbei handelt es sich um den knx-Standard. Was das ist? Ein Zusammenschluss von mittlerweile über 500 Herstellern, die sich auf einen Standard geeinigt haben.
Das heißt, Geräte von verschiedenen Herstellern können sich problemlos untereinander vernetzen, wenn sie diesen Standard unterstützen. Sie sprechen die gleiche Sprache.
Manche Hersteller arbeiten noch auf Funk-Basis. Problematisch wird das, wenn z.B. ein Babyphon zum Einsatz kommt. Dadurch wird die Funkfrequenz natürlich gestört. Hier sollte man sich also besser vorher informieren.
Gesundheit im Smart Home
Dass klassische Funkwellen und Magnetfelder unser Wohnbefinden beeinflussen, ist nichts Neues. Wie steht es dann um das Leben in einem Wohnbereich, wo alles über Leitungen und Strom geregelt wird? Mario erklärt uns, dass ein Smart Home natürlich kein Gesundheitsrisiko ist – eben weil es so smart ist.
Nachts können beispielsweise nicht benötigte Stromleitungen automatisch abgeschaltet werden. So reduziert man die aufkommenden Magnetfelder und die Konsequenz ist ein weit besserer Schlaf als in herkömmlichen Wohnungen.
Sicherheit im Smart Home
Ein wichtiger Aspekt ist bei einem Smart Home natürlich die Sicherheit. Jedes System kann gehackt werden. Mario betont hier, das auch in jedes Haus, sogar in jede Bank und jeden Tresor eingebrochen werden kann. Das Ziel ist es auch beim Smart Home, es Einbrechern jeglicher Art so schwer wie möglich zu machen.
Beispielsweise gibt es Systeme, bei denen man nur per Fingerabdruckleser das Haus betreten kann. Auch die Haustür per Bluetooth über das Handy zu entsperren, ist möglich.
Auch in Sachen Brandschutz ist ein Smart Home eine gute Investition. Den Herd angelassen, während man einkaufen geht? Das Bügeleisen nach dem Schlafengehen noch angesteckt? Gerade für ältere Menschen ist ein Haus, das mitdenkt, Gold wert.
Der Einbruchsschutz per Überwachung ist natürlich auch ein wichtiger Aspekt. Überwachungskameras kennen wir alle. Aber was kann ein Smart Home noch? Mario schildert uns, wie ein smartes Zuhause mit ungebetenen Gästen umgeht.
Nähert sich jemand dem Haus, der nicht autorisiert ist, geht beispielsweise ab zehn Metern Entfernung der Fernseher an. Ein potenzieller Einbrecher denkt: "Gut, da ist wer zuhause." Kommt er noch näher, spielt das System ein Hörspiel ab. Lässt er immer noch nicht von seinem Vorhaben ab, werden alle Jalousien heruntergefahren und der Besitzer wird benachrichtigt.
Auch im Urlaub ist ein solches smartes System sicher beruhigend und gut für die Zimmerpflanzen, da die Jalousien nur heruntergefahren werden, wenn es wirklich nötig ist.
Rettungskräfte können über einen Notrufknopf alarmiert werden, wenn etwas passiert sein sollte. Gleichzeitig wird draußen das Tor entriegelt und die Außenbeleuchtung eingeschaltet, sodass die Sanitäter direkt wissen, wohin sie müssen. Denn im Notfall zählt jede Sekunde.
Smart Homes sind anpassungsfähig
Wie sieht es mit Veränderungen im Lebensabschnitt aus? Ein kleines Kind kommt dazu? Die Bewohner werden älter, Kinder ziehen aus? Dank der flexiblen Technik kann ein Smart Home an veränderte Lebensumstände angepasst werden. Und das ohne Aufstemmen von Böden, um an Leitungen zu kommen. Eine einfache Neuprogrammierung reicht vollkommen aus. Der Aufwand ist hier erstaunlich gering.
Smart Home und die Energiewende
Wir müssen so viel Energie wie möglich sparen und auf erneuerbare Energien umsteigen. Nie war das so deutlich und wichtig wie in der aktuellen Zeit. Doch wie kann ein Smart Home da helfen?
Dank Photovoltaik kann tagsüber, vor allem um die Mittagszeit herum, dieser autarke Strom besonders gut genutzt werden. Doch oft ist man zu diesen Zeiten gar nicht zuhause. Hier zeigt das Smart Home seine Vorzüge. Wird gerade viel Strom generiert, kann man Geschirrspüler, Waschmaschine oder den Stromspeicher aktivieren, ohne vor Ort sein zu müssen. So wird der Strom aus erneuerbarer Energie direkt genutzt bzw. für später gespeichert.
Durch die intelligente Nutzung von Strom arbeitet ein Smart Home trotz der vielen Technik weit stromsparender als herkömmliche Gebäude.
Zukunft und Grenzen von Smart Homes
Mario erklärt uns, dass er nicht unbedingt Grenzen, sondern eher Optimierungspotenzial sieht. Gerade bei Tagesabläufen, die sich ändern, wird in Zukunft mehr an den Systemen gearbeitet werden müssen. Beispielsweise beim Arbeiten im Home-Office ist das wichtig.
Auch Geräte wie Geschirrspüler und Waschmaschinen müssen uneingeschränkt in ein solches System integrierbar sein. Unternehmen in Deutschland machen es mit Home-Connect bereits vor. Hier sprechen die Geräte eine gemeinsame Sprache und darauf sollte sich auch künftig am besten weltweit geeinigt werden.
Die meisten Grenzen existieren tatsächlich nur im Kopf der Menschen. Hier muss mehr aufgeklärt werden, denn Mythen und Horror-Geschichten rund um automatisierte Häuser halten sich noch immer hartnäckig.
Ein richtiges Smart Home sollte ohne Hacker-anfällige Internetverbindung funktionieren. Denn gerade WLAN-Verbindungen sind noch immer sehr anfällig für Angriffe, auch, was die Daten angeht. Hier sieht Mario die Betreiber der Geräte und Smart Home Systeme in der Pflicht, die Sicherheit zu gewährleisten. Probleme gibt es nämlich nur dann:
- "Wenn die einfach die Systeme ins Internet setzen ohne Schutzmaßnahmen. Du kannst ein Smart Home sicher betreiben und du musst ein Smart Home nicht mit Internet betreiben."
Wir fragen uns: Was passiert beim Stromausfall oder wenn das Internet weg ist? Auch hierauf hat Mario eine klare Antwort. Wird das Smart Home mit einer Photovoltaik-Anlage betrieben, gibt es einen Energiespeicher. Dieser aktiviert sich im Falle eines Stromausfalls und das Haus läuft einfach im Notstrom-Modus weiter. Dabei deaktiviert es automatisch alles an Strom, das nicht unbedingt notwendig ist, bis die Versorgung wiederhergestellt ist.
Wie teuer sind Smart Homes? Wie überall nehmen auch hier die Preise stetig zu. Allerdings entwickelt sich die Technik stetig weiter und wird besser. Es gibt Lichtschalter für 600€, aber auch für 60€. Hier muss jeder für sich entscheiden, welche Prioritäten er setzen möchte.
Zukunft des Bauwesens
Hier sieht Mario großes Potenzial, gerade in Richtung 3D-Druck von Gebäuden. Auch BIM wird dank der Digitalisierung eine immer größere Rolle spielen. Die Energiewende bringt ebenfalls Neuerungen mit sich. Er erzählt uns, dass es bereits Dächer gibt, die integrierte Photovoltaik-Anlagen haben. Auch die Fassaden sind eine gute Möglichkeit, hier noch weitere Bereiche abzudecken.
Er sieht zudem den Rückbau und das Recycling von Gebäuden als wichtigen Aspekt für die Umwelt an. Schließlich haben wir Verantwortung für unsere Umwelt, in der auch künftige Generationen noch gesund leben sollen.
- "Ökologisch gesehen wird sich hier noch viel mehr tun."
Berufsanfängern würde Mario dringend raten, sich mit neuen Technologien zu beschäftigen und dafür unbedingt offen zu sein. Die Technik wird uns überrollen, wenn wir uns nicht schnell genug anpassen. Dabei sollte beachtet werden, dass auch ältere Generationen mit der Technik zurechtkommen müssen. Wir sollten das Menschliche nicht vergessen, denn all das ist unsere Zukunft.
Mario, was ist dein Lieblingsbauwerk?
Wir stellen auch Mario unsere Abschlussfrage und er muss nicht lange überlegen. Die Elbphilharmonie in Hamburg ist aktuell für ihn das schönste smarte Gebäude der Neuzeit.
Wir können da nur zustimmen – Es sieht wirklich beeindruckend aus. Vielen Dank, dass du bei uns zu Gast warst!