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30. Januar 2023

Wie Statik von BIM profitiert

Welche Vorteile bietet BIM eigentlich genau für die Statik? Darum geht es in dieser Podcastfolge. Die Chancen durch BIM werden immer noch zu selten genutzt und es besteht Aufholbedarf. Hört und lest darüber, welche Schritte notwendig sind, um bei der Digitalisierung im Bauwesen mitzuhalten.

Hier gibt es die Folge mit allen Infos:

#009 Wie Statik von BIM profitiert

Noch immer bleiben die Vorteile von BIM in der Baubranche häufig ungenutzt. Dies schließt Tragwerksplaner ein. Deshalb geht es in dieser Folge speziell um den Nutzen, den BIM für Statiker bietet.

Warum BIM?

Building Information Modeling sorgt für ein besseres und einfacheres Verständnis des statischen Systems. Bei einem BIM-Modell kann man sich die jeweiligen IFC-Dateien in kostenlosen Viewern ansehen und sich dadurch das statische System genauer vorstellen. Es ist auch deutlicher erkennbar, was sich der Architekt bei der Planung gedacht hat und wie sich das ins statische System überführen lässt.

Der Statiker erhält direkt Informationen über Materialien, Querschnitte, Wandstärken etc. Räume und Begrenzungen sind klar erkennbar und es kann abgeschätzt werden, wie sich potenzielle kritische Punkte und Probleme in Verbindung mit anderen Planungen angehen lassen. Das Aussehen des Gebäudes ist zudem im 3D-Modell besser vorstellbar als bei 2D-Plänen.

Im Idealfall liest man z. B. IFC-Daten ein und generiert dadurch das Statikmodell. Danach müssen nur noch die Auflager, Gelenke oder Lasten eingetragen werden. Durch den Einsatz von BIM werden Fehler vermieden. Der digitale Zwilling zeigt früh, wo es zu Problemen kommen könnte und ist weniger fehleranfällig als ein Mensch.

Auch Effizienz ist ein gravierender Vorteil. Bauteile lassen sich standardisieren, sodass man bei verschiedenen Projekten immer wieder vorgefertigte Bauteile einfügen kann. Es gibt BIM-Bibliotheken mit Informationen zum Download, die einfach in die Software geladen werden können. Die Standards sorgen ebenfalls für eine einfachere, schnellere Handhabung und weniger Fehlerquellen.

In früheren Folgen wurde schon erwähnt, dass Open BIM vor allen für Offenheit steht. Ein wichtiges Stichwort ist dabei Interoperabilität: Die Möglichkeit, Daten zwischen Anwendungen bzw. Software-Tools auszutauschen, wodurch der verlustfreie Austausch zwischen den Programmen verschiedener Hersteller möglich wird. Unter anderem spielt hier IFC als offenes, herstellerunabhängiges Datenformat eine Rolle, mit dem sich verschiedene Bauwerksinformationen lesen und schreiben lassen.

Es gibt auch die direkte Datenaustauschfähigkeit: Dafür legt man sich eine bestimmte Softwarelandschaft fest und optimiert die Abstimmung der jeweiligen Softwarekopplung auf die eingesetzte Software. Allerdings besteht hier die Gefahr der Inkompatibilität, wenn nur eine Software mit wenigen Austauschmöglichkeiten vorhanden ist. Beim offenen BIM-Austausch sollte jede Software die offenen Schnittstellen einlesen, schreiben und auswerten können.

BIM generiert Synergieeffekte: Positive Wirkungen durch die Zusammenarbeit von mehreren Personen, Unternehmen o. ä., bei der beide Seiten profitieren.

Die allumfassende Software zur idealen Darstellung von Lösungen existiert nicht. Darum werden Insellösungen eingesetzt, die aber auch nicht immer effektiv sind. BIM verbindet diese beiden Konzepte.

Was gibt es für Möglichkeiten, BIM direkt im Büro des Tragwerksplaners einzusetzen?

Der klassische Hochbau bei Bürokomplexen, Mehrfamilienhäusern etc., aber auch Stahl- und Holzbau sind prädestiniert für den Austausch zwischen CAD- und Stabwerksprogrammen. Teilweise bieten Programme auch die direkte Kommunikation an. Bei den Dlubal-Programmen gibt es die Möglichkeit des Austauschs zwischen dem CAD-Hersteller Tekla und RFEM oder RSTAB.

Wenn Programme beim Modellieren bereits ein Analysemodell mit sich führen, wird den Statikern einiges an Modellierungsarbeit erspart. Für ein solches Analysemodell ist der Architekt zuständig. Dafür muss er jedoch wissen, welche Elemente für den Statiker relevant sind, welche Bauteile tragend sein sollen etc. Deshalb ist es wichtig, dass der Statiker schon in die Entwurfsphase mit einbezogen wird und zwischen Architekt und Statiker eine eingehende Kommunikation stattfindet.

Einige Programme verfügen auch über einen bidirektionalen Datenaustausch. Das heißt, wenn man im Statikprogramm etwas modifiziert und damit andere Ergebnisse bekommt, kann man die neuen Elemente ins globale Gebäudemodell überführen und dort gleichzeitig ändern.

Das geometrische Tragwerksmodell kann auch aus einem bereits vorhandenen BIM-Modell erstellt werden. Dadurch wird z. B. eine genaue Massenermittlung oder die Ableitung von einfachen Schalungs-, Positions- oder Bewehrungsproblemen ermöglicht.

BIM wird immer mehr zur Pflicht. In vielen anderen Ländern müssen Aufträge der öffentlichen Hand bereits verpflichtend mit BIM-Methoden durchgeführt werden. Als Nutzer von BIM hat man einen klaren Vorteil und kann potenzielle Aufträge gewinnen.

  • „Die Frage ist: Wann ist die richtige Zeit zur Nutzung der Möglichkeiten von BIM? Und die Antwort ist ganz klar: Jetzt.“ (Martina)

Der Einstieg lohnt sich, stellt Weichen für die Zukunft und trägt zur Digitalisierung der Baubranche bei. BIM wird die Zukunft des Bauens und Planens wesentlich und nachhaltig verändern. Daher ist es umso wichtiger, dass der verlustfreie Datenaustausch als Fundament des BIM-Workflows funktioniert. Zudem sollten wir den Anschluss an andere Länder nicht verlieren. Eine große Chance liegt darin, sich auf die Aus- und Weiterbildung aller BIM-Beteiligten zu fokussieren. Nur dadurch können das entsprechende Wissen und die Erfahrung zum nächsten Schritt beitragen.