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14. Juli 2022

Zieht der Baumaschinenverleih in Zukunft am Verkauf vorbei?

Wer ist der beste Freund jedes Bauarbeiters? Egal, in welcher Branche, Baumaschinen erleichtern uns die Arbeit auf der Baustelle erheblich. Doch die Maschinen werden nicht nur immer besser, sondern auch teurer. Unser heutiger Gast ist die Unternehmerin Maria Obermeier. Sie führt einen Baumaschinenverleih, der zum Teil gut digitalisiert ist. Wie erlebt sie die Entwicklung der Baubranche und wie sieht sie die Zukunft? Wir sind gespannt!

Die Vorteile und die Notwendigkeit von Baumaschinen liegen auf der Hand. Dank technischer Innovationen können wir den Bauprozess weiter optimieren. Je mehr die Maschinen übernehmen, desto eher gelingt es uns, gerade die körperlichen Arbeiten an sie abzugeben. Fortschritt kostet allerdings Geld – und das nicht wenig. Solche Maschinen werden zunehmend teurer und schnell kommt der Gedanke auf: "Kann ich mir die Maschinen ausleihen?" Immer mehr Firmen bieten ihren Kunden genau das und Maria Obermeier ist die Chefin eines solchen Baumaschinenverleihs.

Mit der Verantwortung wachsen

Unser Gast Maria Obermeier ist erst 29 Jahre alt, allerdings seit neun Jahren bereits Geschäftsführerin der Firma OBM Baumaschinen. Schwerpunkt ist dabei die Vermietung und der Verkauf von Baumaschinen. Die Vermietung läuft dabei vor allem im regionalen Raum. Ihre Ausbildung zur technischen Zeichnerin für Maschinenbau hat sie nur ein halbes Jahr in ihrer Ausbildungsstätte gehalten, eh sie in die Firma ihres Vaters wechselte.

Es schloss sich eine Ausbildung im Bereich Bürokauffrau an, da sie sich mehr Verständnis für betriebswirtschaftliche Prozesse wünschte. Eigentlich war es ihr Plan, wieder zu kündigen, doch als ihr Vater plötzlich verstarb, blieb sie und übernahm mit gerade einmal 20 Jahren die Stelle der Geschäftsführung. Ihr Mut für diesen Schritt – gerade in einem so jungen Alter – hat uns sehr beeindruckt.

Aus drei Mitarbeitern wurden elf und so konnte sie sich nach und nach aus dem täglichen Geschäft etwas zurückziehen. Gerade die organisatorischen Aufgaben machen ihr am meisten Spaß. Bei OBM kann eigentlich jeder alles – gute Voraussetzungen, wenn einmal jemand kurzfristig ausfällt. So kann trotzdem alles weiter seinen Gang gehen. Maria führt das für uns etwas genauer aus.

  • "Die Mädels in der Dispo oder im Büro fahren auch Stapler. Die haben einen Staplerschein und laden Sachen auf und ab. Auch unsere Männer in der Werkstatt müssen mit dem Tablet die Aufträge bearbeiten."

Baumaschinen ausleihen

Ich brauche eine Baumaschine – Wie also funktioniert das mit dem Ausleihen? Maria erklärt es uns, denn auch in diesem Prozess hat sich mittlerweile einiges verändert. Bisher hat ein künftiger Kunde angerufen oder eine E-Mail geschrieben, welche Maschine er benötigt. Diese wurde dann für ihn reserviert und er konnte sie entweder abholen oder OBM hat sie geliefert. Anschließend wird mit den Maschinen gearbeitet und sie werden wieder zurückgebracht bzw. abgeholt.

Seit kurzem ist der OBM-Onlineshop zur Baumaschinen-Vermietung ans Netz gegangen. Alle Geräte sind dort zu finden, jeweils mit einem Kalender, in dem die Reservierungen vermerkt sind. Buchen, Reservieren, Bezahlen – alles funktioniert vollkommen digital und flexibel, auch außerhalb der Öffnungszeiten. Auch die Rückgabe der Maschinen ist 24/7 möglich. Beeindruckend, finden wir. Gerade für die Baubranche, die Neuerungen doch eher langsam hinterherhinkt.

Wie nutze ich eine Baumaschine?

Selten sind diejenigen, die reservierte Maschinen abholen, auch die letztendlichen Nutzer auf der Baustelle. Eine Einweisung bei Abholung macht also selten wirklich Sinn. Auch dafür hat Maria sich eine Lösung überlegt. Welcher Hebel kann was? Wie wechselt man die Schaufeln eines Minibaggers? Dafür gibt es jetzt Anleitungsvideos der Firma auf YouTube. Das hilft natürlich vielen Kunden weiter und wurde bisher sehr positiv aufgenommen.

OBM bietet in etwa 500 Maschinen an, von kleinen Rüttelplatten bis hin zu großen Ladern. Je nach Maschine benötigt man entweder einen besonderen Führerschein oder es reicht der gewöhnliche Kfz-Führerschein. Diese Information finden Kunden jeweils im Onlineshop auf der Seite der Maschine.

Baumaschinen und die Digitalisierung

Wie sieht es mit der Digitalisierung im Bereich Baumaschinen aus? Gibt es hier Fortschritte oder kommt hier wieder das Muster der Baubranche zum Tragen, dass alles doch etwas langsam läuft? Marias Antwort ist eindeutig:

  • "Das ist ein Punkt, da ist die Baubranche meines Erachtens noch sehr weit hinten dran."

Das hatten wir uns schon fast gedacht. Marias Unternehmen geht bereits einen Schritt weiter und jede Maschine verfügt über einen GPS-Sender. Dank eines Tools sehen sie in der Firma, wo die Geräte sind und können darauf achten, dass sie gewisse Kreise nicht überschreiten. Auch die Abrechnung funktioniert über dieses Tool. Wenn jemand die Tage überschreitet, wird letztendlich mehr berechnet. Ferngesteuerte Bagger oder Hybridbagger zu steuern bzw. nach getaner Arbeit abzuschalten, funktioniert auf die gleiche Art und Weise.

Bei Kettenbaggern beispielsweise haben sie die Möglichkeit einer 3D-Steuerung. Über eine Eingabe wird geregelt, wie tief und wie groß die Baugrube werden muss. Hier wird das Personal also merklich entlastet. Viele ältere Baggerfahrer haben dafür zwar ein Auge, wissen GPS und 3D-Steuerung aber trotzdem sehr zu schätzen.

Auch autonome Baumaschinen werden nach und nach auf den Markt gebracht. Maria berichtet hier beispielsweise von autonomen Walzen, aber das alles scheint noch etwas entfernt von echten Baustellen zu sein.

Alltag als junge Geschäftsleitung

Wie ist es so, als junge Frau Geschäftsführerin zu sein? Gerade in einer solchen Branche ist das sicher nicht einfach. Maria allerdings ist es nie sonderlich schwergefallen, sich schon früh durchzusetzen, vor allem gegenüber Kunden.

  • "Mein Glück war, dass ich einen LKW-Führerschein hatte, als ich angefangen habe. Das hat schon Eindruck geweckt, wenn ich die Maschinen selber auf die Baustelle bringen konnte."

In ihrer täglichen Arbeit merkt sie nichts von solchen Problemen, viele ihrer Kollegen sind schließlich ebenfalls Frauen. Auf Baustellen dagegen ist das etwas anders. Am Anfang waren die Männer eher überrascht und skeptisch, wenn eine Frau auf die Baustelle kam. Doch zeigt man ihnen dann, wie die Maschinen funktionieren und liefert sie selbst an, legt sich das recht schnell wieder. Einzelne negative Erfahrungen, so berichtet Maria, waren zwar da, aber das hielt sich in Grenzen.

Wird die Vermietung den Kauf überholen?

Hier ist Maria sich nicht ganz sicher. Der Trend geht dahin, dass sich Firmen einen gewissen Grundstock an Maschinen kaufen, den sie regelmäßig benötigen. Alles weitere wird dann bei Bedarf gemietet. Auch Verkäufe in private Hände haben über die Jahre nicht unbedingt abgenommen. Hier wird es interessant, zu beobachten, wie sich alles in den nächsten Jahren entwickelt.

Zukunft des Bauwesens

Allgemein geht sie davon aus, dass in Zukunft alles schnelllebiger und digitalisierter sein wird. Ob Robotik, Fertigteile oder BIM – Es gibt viele mögliche Wege. Gerade in den aktuellen Zeiten sieht Maria die Vermietung von Baumaschinen weiter auf dem steigenden Ast.

Maria berichtet uns, dass gute gebrauchte Maschinen sehr gefragt sind. Bei ihnen ist keine Maschine älter als drei Jahre. Für ihre eigenen Baumaschinen und auch die von Kunden haben sie ihre Werkstatt und bieten Montagebusse an. Entweder fahren Kunden ihre Maschinen in die Werkstatt oder Marias Team fährt zu ihnen.

Immer mehr Firmen gehen dazu über, sich genau die Maschine für ihr Projekt zu mieten, die sie auch brauchen. Für ihr Unternehmen nimmt sie sich auf jeden Fall vor, weiter auf dem neuesten Stand zu bleiben. Gerade, was Recycling und Nachhaltigkeit angeht.

Gesündere Materialien sind beim Bauen natürlich wichtig. Filter und neue Motoren oder teilweise hybride Systeme sorgen für schrittweise effizienteres und nachhaltigeres Arbeiten mit Maschinen. Maria hat selbst bereits einige Maschinen im Fuhrpark, die mit Strom laufen, bspw. den Mikrobagger TB210 oder einen kleinen Lader von Wacker, den WL 20. Als problematisch für die Vermietung sieht sie hier die geringe Kapazität der Akkus. Eine Rüttelplatte, die mit einem Akku nur eine halbe Stunde läuft, macht aktuell auf Baustellen nur wenig Sinn.

Die Baubranche braucht wie gewöhnlich etwas länger, um mit dem Trend zu gehen. Maria verweist hier auf die Landwirtschaft, die bereits wesentlich fortschrittlicher ist, was GPS-Technik oder autonomes Fahren betrifft. Dort gibt es so etwas bereits seit Jahren. Allgemein scheint sie aber eher positiv gestimmt zu sein, dass Deutschland auch im Bauwesen bald den Umbruch in Richtung Digitalisierung schaffen wird. Ansätze sind ja bereits da.

Sie sieht vor allem den Sharing-Ansatz bei Baumaschinen als ausbaufähig an. Wenn Baustellen und Firmen untereinander ihre Maschinen teilen würden, könnte das zu weit mehr Effizienz und weniger Verkehr führen. Davon hätten alle Beteiligten etwas.

Maria, was ist dein Lieblingsbauwerk?

Auch wenn Maria nicht direkt in der Baubranche arbeitet, fragen wir sie natürlich nach ihrem Lieblingsbauwerk. Sie hat auch direkt eines im Sinn. Da sie es mit betreut hat, nennt sie uns das Siemens Innovationscenter in Amberg, das weltweite Besucherzentrum für Siemens. Eine sehr gute Wahl, wie wir finden. Vielen Dank, dass du bei uns warst!