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22. August 2023

Bauen? Aber bitte in Grün!

Heute ist Moritz Menge wieder bei uns zu Gast! Wir sprechen über die zweite Auflage seines Buches und wichtige Themen der Baubranche. Wie können wir Fehler auf der Baustelle vermeiden? Das und vieles mehr erfahrt ihr in dieser neuen Folge von Dlubal Podcast!

Das Thema Bauingenieure und allgemein Ingenieure im Bauwesen wurde immer wieder von euch angefragt: Verständlich, denn es ist wirklich spannend! Aus diesem Grund haben wir unseren heutigen Gast bereits ein zweites Mal bei uns und freuen uns darüber wirklich sehr. Das erste Interview mit Moritz Menge könnt ihr in unserem Blog nachlesen.

Blog 000022 | Brückenbau beginnt im Kopf

Moritz ist als Bauingenieur im Brückenbau tätig und verfolgt seine Berufung mit Leidenschaft. Diese Begeisterung möchte er auch an andere Kollegen und Kolleginnen der Branche weitergeben. Daher hat er ein Buch geschrieben, über das wir auch schon in unserem letzten Interview gesprochen haben. Nun erhält es eine zweite Auflage und wir sind schon gespannt: Erzähl uns doch etwas darüber!

Leidenschaft in zweiter Auflage

Seine zwanzig Jahre als Bauingenieur prädestinieren ihn geradezu dafür, Brücken im Ingenieursein zu schlagen. Vor allem geht es ihm darum, dass die Planung und das Bauen an sich zwar immer digitaler werden, aber trotzdem arbeiten Menschen miteinander. Menschen machen Fehler, es kommt zu Spannungen und Missverständnissen. Gleichzeitig ist der Fußabdruck der Baubranche verheerend für das Klima und damit für unseren Planeten.

  • Wir bauen großartige Bauwerke mit anderen Berufsgruppen zusammen. Diese Kollegen ticken aufgrund ihrer Ausbildung und Herangehensweise oft anders als wir es von uns Ingenieuren gewohnt sind.

Also können wir von einem allgemeinen Kommunikationsproblem zwischen den einzelnen am Bau beteiligten Personen ausgehen. Gerade Ingenieure sind hier gefragt, eine Führungsrolle zu übernehmen und all diese unterschiedlichen Menschen, die verschiedenes Wissen mitbringen, zu einem am Ende erfolgreichen Projekt-Team zusammenzuführen.

Gerade im Hinblick auf die Klimaverträglichkeit der Baubranche und das Miteinander im Team sind junge Ingenieurinnen und Ingenieure oft weitblickender. Ihnen fehlt es aber oft an Erfahrung, um ihre Pläne und Vorstellungen umsetzen zu können. Hier möchte Moritz helfen.

Sein Buch hatte recht gute Absatzzahlen und daher schlug der Verlag eine zweite Auflage des Sachbuchs vor: Verständlich, schließlich sind Sachbücher für Ingenieure eher eine Seltenheit. Für Fans unseres Podcasts besonders interessant ist, dass dieses Mal auch ein Audio-Book enthalten sein wird.

Bauingenieure tragen eine große Verantwortung

Als wir Moritz fragen, welche Verantwortungen ein Bauingenieur an einem Projekt tragen muss, holt er erst einmal tief Luft. Denn es sind einige. Vor allem ist ein Ingenieur natürlich für seine eigene Arbeit verantwortlich. Er muss die Qualität seines eigenen Tuns garantieren können:

  • Was mache ich mit dem, was ich gelernt habe? Wie wende ich das an?

Doch nicht nur seinem eigenen Beruf und dem Bauprojekt gegenüber trägt er Verantwortung. Auch die Gesellschaft an sich muss er dabei im Blick haben. Große Bauvorhaben werden meist aus öffentlicher Hand, also Steuergeldern bezahlt. Hier darf natürlich nichts verschwendet werden, um am Ende ein Gebäude zu haben, das auch wirklich einem gemeinschaftlichen Zweck dient.

Hinzu kommt natürlich der viel diskutierte Einfluss der Baubranche auf unsere Umwelt und das Klima. Der CO2-Abdruck des Bauwesens ist weltweit ein großes Problem. Was aber oft vergessen oder ignoriert wird: Hier bietet sich auch ein großer Hebel, um die entgegengesetzte Richtung einzuschlagen.

Brückenbau beginnt im Kopf

Nun widmen wir uns einigen interessanten Kapiteln seines Buches. Denn gerade dort werden bereits spannende Themen angesprochen, die uns in unserem Podcast bereits begegnet sind: Zurecht, denn darüber zu sprechen, ist für unsere Branche von essenzieller Bedeutung.

Ingenieure als Führungskräfte

In der Baubranche haben wir die Besonderheit, dass Führungskräfte, auch Manager oder Geschäftsführer, in der Regel selbst Ingenieure sind. Das hat viele Vorteile. Beispielsweise können sie im direkten Kundenkontakt bereits mit eigenem Wissen vorangehen und die Weichen für ein erfolgreiches Projekt stellen, ohne sich Beratung von außen holen zu müssen. Zudem kennt eine Führungskraft im Ingenieurwesen die Aufgaben der Kolleginnen und Kollegen unter ihr im Ingenieurwesen wesentlich besser.

  • Ein leidenschaftlicher Ingenieur kann sein Unternehmen oder seine Abteilung auch leidenschaftlich von innen heraus führen.

Allerdings muss eine Führungskraft zunächst auch erst einmal angelernt werden. Ihr eigenes technisches Fachwissen beherrscht sie problemlos, aber für die erfolgreiche Führung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern fehlen oft noch einige Softskills.

Ingenieure und Fehlermanagement

Fehler passieren, das ist ganz normal. Im Ingenieurwesen können schwerwiegende Fehler allerdings kapitale Folgen haben. Hier geht es oft um Sicherheit von Leben, Gesundheit und den finanziellen Aspekt. Moritz erklärt uns, wie Ingenieure mit Fehlern umgehen können:

  • Schaffen von Qualitätsschleifen
  • Offener Umgang mit Fehlern ohne gegenseitige Vorwürfe
  • Fehlerquellen erkennen und mögliche Folgen begrenzen
  • Aus Fehlern lernen und sich weiterentwickeln

Statik verträgt sich nicht mit Hektik

Diesen Satz hat Moritz von einem Auftraggeber gehört und für sich übernommen. Eine gute Planungsqualität ist, gerade, da es auch um die Sicherheit geht, immer am wichtigsten. Zeitdruck und Hektik sind dabei natürlich kontraproduktiv. Wenn ein Team in Gefahr läuft, in Hektik zu verfallen, sollte gehandelt werden, um realistische Ziele zu setzen.

Ingenieure und Juristen im Bau- und Planungsprozess

Juristen sind für die Planung und Durchführung von Bauprojekten sehr wichtig. Oft sitzen Ingenieure, Vertreter der Bauherrschaft und Juristen nur gemeinsam am Tisch, wenn es bereits um gegenseitige Schuldzuweisungen geht.

Hier empfiehlt Moritz, dass Juristen schon möglichst früh in Planungsprozesse eingebunden werden sollten. So können eventuelle spätere Probleme bereits im Vorfeld durch das vorbeugende Wissen eines Juristen verhindert werden.

Mediator im Bauwesen

Moritz möchte in seiner Rolle als Mediator dabei helfen, dass Konflikte vermieden oder frühzeitig in Richtung Lösung bewegt werden können. Als allparteilicher Unterstützer hilft er allen Streitparteien proaktiv dabei, sich den Prozess für eine Lösungsstruktur gemeinsam zu erarbeiten.

Dabei ist ihm vor allem, wichtig, dass alle einen Schritt zurücktreten und das große Ganze betrachten, um erfolgreich miteinander zu kommunizieren. Nur so kann eine gemeinsame Lösung gefunden, also eine sogenannte Win-Win-Situation geschaffen werden.

Zukunft des Bauwesens

Als wichtige aktuelle Themen sieht er vor allem den Umgang mit dem Klimawandel und die Digitalisierung. Auch diese reißt er in seinem Buch an. Ebenso wie die Thematik des Fachkräftemangels.

Da die Baubranche oftmals eher konservativ wirkt und ist, zieht sie weniger junge Menschen an als andere Branchen. Hier müssen Strukturen geschaffen werden, um die Begeisterung für einen Beruf im Bauwesen weiter voranzutreiben.

Für die Zukunft würde er sich wünschen, dass der Planung von Bauprojekten an sich mehr Aufmerksamkeit, Raum und Zeit gegeben wird. Nachträglich etwas zu ändern oder umzubauen, nimmt nicht nur Zeit, sondern auch Energie und Kosten ein. Kosten-, Personal- und Zeitdruck machen eine Planung nicht nur ineffektiv, sondern können auch für spätere Probleme beim Bau sorgen, die nicht sein müssten.

  • Wenn wir mehr Energie in umsichtige Planung stecken würden, könnten unsere Bauprojekte in vielerlei Hinsicht besser werden.

Das Ausarbeiten von Lösungen braucht vielfältige Ansätze. Eine Baustelle ist schließlich dann am effizientesten, wenn die Planung zuvor sauber und durchdacht erledigt werden konnte. Moritz sieht die Planung eines Bauwerks als eine Art Arbeitsvorbereitung für die Umsetzung auf der Baustelle. Je mehr im Vorhinein beachtet und bedacht wurde, desto weniger Mehrarbeit haben diejenigen, die diese Planung am Ende umsetzen sollen.

Moritz, was ist dein Lieblingsbauwerk?

Die Antwort darauf ist immer noch die gleiche. Sein Lieblingsbauwerk ist die Brücke in Mostar, die weltberühmte Stari most. Sie führt über den Fluss Neretva und verbindet den christlichen und den muslimischen Ortsteil von Mostar.

Als er sie 1986 gesehen hat, stand noch das Original, eh dieses zerstört und wieder aufgebaut wurde. 2006 hatte er dann die Möglichkeit, sich den originalgetreuen Nachbau noch einmal anzusehen. Brücken verbinden Menschen und diese ist ein Mahnmal gegen den Krieg. Ein wirklich beeindruckendes Bauwerk. Vielen Dank, dass du bei uns warst, Moritz!


Autor

Frau Ruthe ist im Marketing als Copywriterin zuständig für die Erstellung kreativer Texte und packender Headlines.

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