4280x
000174
17. April 2025

Brückenbau extrem: Die Beipanjiang-Brücke in China

Brücken verbinden Menschen, Städte, Wirtschaftsstandorte. Die Beipanjiang-Brücke in China spannt sich auf einer Höhe von 565 m über den Fluss Nizhu river und ist damit die höchste Brücke der Welt. Welchen Herausforderungen standen Architekten und Ingenieure gegenüber? Wie konnte ein so monumentaler Bau umgesetzt werden? Das und mehr erfahrt ihr in diesem Blogbeitrag!

Dieser Blogbeitrag beschäftigt sich mit der Beipanjiang Brücke in China. Gemeinsam sehen wir uns dieses spannende Bauwerk genauer an. Wir werfen einen Blick auf die Besonderheiten und Herausforderungen eines so extremen Bauprojekts. Denn die Beipanjiang Brücke in China ist die höchste Brücke der Welt – und zweifellos eine der beeindruckendsten.

In Deutschland lieben wir unsere Autobahnen. Innerhalb kürzester Zeit zur Schwiegermutter und zurück, zu Ostern und Weihnachten ermöglichen sie uns ausladende Familientreffen. Große Entfernungen sind schnell überwunden. Doch vor allem für unsere Wirtschaft sind Autobahnen extrem wichtig. In China ist das nicht anders. Und wo Autobahnen allein nicht ausreichen, um Orte miteinander zu verbinden, kommen Brücken ins Spiel.

Denn mit ihnen lassen sich selbst tiefste Schluchten überwinden. Wie beispielsweise das weit über 500 m tief eingeschnittene Tal der chinesischen Provinz Guizhou, durch welches der Fluss Beipan fließt. Um diese natürliche Barriere zwischen den wirtschaftlich relevanten Städten Liupanshui (Provinz Guizhou) und Xuanwei (Provinz Yunnan) zu umgehen, war bis 2016 eine Fahrzeit von etwa 4 h nötig. Schließlich ist der Südwesten Chinas sehr bergig.

Doch China ist scheinbar ein Freund von Superlativen, gerade wenn es darum geht, mit Bauwerken die eigene Wirtschaft ordentlich anzukurbeln. Der Plan: Als Teil der 3000 Kilometer langen Autobahn G56 plante die Volksrepublik den Bau der höchsten Brücke der Welt. Die Beipanjiang-Brücke sollte in einer Höhe von 565 m über dem Nizhu river, einen Nebenarm Beipan, die beiden wichtigen Provinzen Guizhou und Yunnan verbinden. Die zuvor erwähnten 4 h Fahrzeit würden sich auf 1 h verkürzen. Doch der Bau einer solchen Brücke unter diesen Umständen – vor allem an diesem Ort – stellte das Bau-Team vor einige Herausforderungen.

Bevor wir uns der technischen Seite widmen, werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Geschichte ähnlicher Bauwerke. Schließlich ist es nicht das erste Mal, dass eine Brücke wie die Beipanjiang-Brücke solche tiefen Schluchten überwindet. Die Leistung von Architekten und Ingenieuren im Brückenbau ist einfach beeindruckend.

Mit Brücken hoch hinaus

Mögliche Inspirationen für die Beipanjiang-Brücke

Brückenbau verbindet: Städte, Regionen und sogar ganze Länder. Aber vor allem verbinden Brücken Menschen miteinander. Was wäre unsere Wirtschaft ohne eine einzige Brücke? Verständlich also, dass selbst in den unwegsamsten Umgebungen Möglichkeiten entstehen sollten, schnell von A nach B zu kommen.

Dieses Vorhaben motiviert die klügsten und kühnsten Köpfe der Baubranche seit jeher, sich zu trauen, immer beeindruckendere Brücken zu bauen. Einige davon schauen wir uns im Folgenden kurz an. Denn sie könnten als Inspirationsquelle für die Beipanjiang-Brücke in China gedient haben.

Royal Gorge Bridge (Colorado, USA)

Eine der beeindruckendsten Brücken ist zweifellos die Royal Gorge Bridge im US-Bundesstaat Colorado. Außerdem gehört sie zu den höchsten Brücken der Welt. Sie überspannt den Akansas River in einer Höhe von 291 m. Bekannt ist der Nebenarm des Mississippi vor allem für seine beliebten Wildwasser-Rafting-Touren.

Fertiggestellt und eröffnet wurde sie bereits im Jahr 1929 und trug bis 2001 den Titel der höchsten Brücke der Welt. Anders als die anderen Brücken in diesem Beitrag dient sie nicht dem Personen- und Güterverkehr, sondern zieht als Touristenattraktion Menschen aus der ganzen Welt in den Nationalpark. Bis heute hat sie einen festen Platz auf jeder To-Do-Liste von Urlaubern in der Region: Ob ein Spaziergang mit Aussicht oder – für alle, die es noch spektakulärer mögen – Bungee Jumping direkt über dem Arkansas River.

Liuguanghe-Brücke (China)

Die Liuguanghe-Brücke löste die Royal Gorge Bridge im Jahr 2001 als höchste Brücke der Welt ab. Sie führt eine Nationalstraße über einen Nebenfluss des bekannten Jangtsekiang. Mit ihrer Breite von 11 m bietet sie Platz für zwei Fahrspuren inklusive Pannenstreifen. Letztere werden von einigen Menschen auch gerne als Gehweg benutzt, da sich am südlichen Ende der Brücke ein Parkplatz befindet.

Bei einer Länge von 550 m benötigt sie zwei Pfeiler, die in einem Abstand von 240 m erbaut wurden und einen einzelligen Spannbeton-Hohlkasten tragen. Zwar ist sie seit 2003 nicht mehr die höchste Brücke der Welt, doch den Titel „höchste Hohlkastenbrücke der Welt“ konnte ihr bis heute kein Bauwerk nehmen.

Siduhe-Brücke (China)

Doppelt so lang ist dagegen die 1100 m lange Hängebrücke über einem Tal im Südwesten der chinesischen Provinz Hubei, durch das der Siduhe fließt. Mit ihren 496 m über dem Flussbett war die Siduhe-Brücke bei ihrer Eröffnung am 15. November 2009 die höchste Brücke der Welt. Für ein Budget von umgerechnet etwa 80 Mio. € führt sie die Autobahn G50 von Shanghai nach Chongqing und verbindet die beiden Millionenstädte.

Für den Bau waren einige innovative Kniffe nötig, denn in einer solchen Höhe zu bauen, war eine echte Herausforderung. Im Oktober 2006 wurde das erste Hilfstragseil mit einer Länge von 1300 m angebracht. Doch nicht etwa mit konventionellen Methoden. Es wurde kurzerhand mit einer Militärrakete von West nach Ost über die Schlucht geschossen.

Beipanjiang-Brücke über den Wolken

Technische Herausforderungen beim Bau

Um zu verstehen, weshalb die Beipanjiang Brücke ein solches Meisterwerk ist, lohnt sich ein Blick in den Beipan-Canyon. Hier finden wir eine wunderschöne Umgebung vor, geradezu spektakulär. Denn die Schlucht schneidet eine annähernd 600 m tiefe Furche in die Landschaft. Hier eine Brücke zu bauen, die sogar zwei Fahrspuren und zahlreiche Fahrzeuge sicher über den Canyon tragen soll, war eine ganz neue Herausforderung für das Ingenieurwesen.

Die ersten Pläne, um dieses unglaubliche Vorhaben umzusetzen, standen recht schnell. China wollte neue Maßstäbe setzen, wie schon mit den letzten beiden höchsten Brücken der Welt. Dieses Mal sollte das neue Bauwerk alle bisherigen Rekorde sprengen: mit einer Fahrbahn, die 565 m über dem Flussbett liegt.

Um das zu erreichen, entschieden sich die Verantwortlichen für eine Spannbeton-Schrägseilbrücke. Und um die Hauptspannweite von 720 m zu überqueren, sollten Fahrzeuge nicht länger als eine Stunde benötigen. Doch bis es so weit war, würden noch einige Jahre ins Land ziehen. Denn der Bau der Beipanjiang Brücke steckte voller Herausforderungen. Genau diese sehen wir uns im Folgenden etwas genauer an.

Umwelteinflüsse beim Bau der Beipanjiang Brücke

Die Höhe des Fahrbahnträgers war für sich bereits eine Herausforderung. Denn der Beton musste nach oben hin den Temperaturschwankungen standhalten – und das bestenfalls über Jahrzehnte hinweg. Nicht nur das: Die starken Winde in der Schlucht forderten kreative Lösungen bei der Konstruktion der Brücke.

Ein aerodynamisches Design war Pflicht, damit es der Beipanjiang Brücke nicht am Ende so ergeht wie der Tacoma-Narrows-Bridge im Jahr 1940. Sie fiel den durch Wind angeregten Eigenfrequenzen und Seitenwinden zum Opfer. Über 70 Jahre später war die Forschung im Bauwesen längst weit genug, um solche Risiken sicher auszuschließen.

Machen wir einen kleinen Schritt zurück. Was einem Betrachter beim ersten Blick auf den Beipan Canyon auffällt, sind nicht etwa Temperatur und Wind. Sondern ein weit größeres – oder härteres – Problem. Denn um genug Stabilität zu schaffen, muss ein ordentliches Fundament her. Und die Pfeiler mussten tief in die Bergflanken eingelassen werden, damit es auch zuverlässig hält.

Letztendlich wurden zwei H-förmige Stahlbetonpylone mit einer Höhe von jeweils etwa 269 m eingesetzt, während der Fahrbahnträger aus einem Stahl-Fachwerkträger mit orthotroper Stahlfahrbahnplatte besteht. Gehalten wird das Ganze von 112 Schrägseilpaaren. Beim Bau wurden allein 25.000 t wetterfester Stahl verwendet: ein ziemlicher Koloss also.

Beipanjiang Brücke: Bauen in extrem

Eine so außergewöhnliche Brücke fordert selbst erfahrene Ingenieure heraus. Um beide Brückenhälften miteinander zu verbinden, wurde die Freivorbauweise gewählt. Dabei werden die beiden Brückenhälften von den Pfeilern aus Stück für Stück in Richtung Mitte zusammengesetzt.

Damit am Ende auch alles passt, nutzten die Verantwortlichen eine spezielle Technik. Mittels präzisen GPS-Messsystemen konnte garantiert werden, dass beide Brückenteile die gesamte Zeit über mit einer Genauigkeit von 2 mm zueinander ausgerichtet wurden. Bei einer so großen Brücke eine beeindruckende Leistung.

So einfach es klingt, eine Brücke von beiden Seiten Stück für Stück zur Mitte hin zusammenzusetzen: Der Canyon machte es den Arbeitern nicht leicht. Viele von ihnen mussten spezielle Bergsteigerausrüstung tragen. Anders hätten sie schwierigere Abschnitte nicht erreichen können.

Lässt man die hohen Sicherheitsrisiken beiseite, konnte die Arbeit an der Beipanjiang Brücke sicher auch Spaß machen: Denn die Bauarbeiter transportierten sowohl ihre Kollegen als auch Baumaterial über Seilrutschen und temporäre Seilbrücken. Nichts für Leute mit Höhenangst!

Eröffnung der Beipanjiang-Brücke

Nach vier Jahren Bauzeit wurde die Beipanjiang Brücke am 29. Dezember 2016 für den Verkehr freigegeben. Mit einer Gesamtlänge von 1341 m ist sie ein zweifellos markantes Bauwerk. Und dennoch verschwindet sie fast in ihrer Umgebung, ohne das idyllische Bild der Schlucht zu sehr zu stören.

In weniger als 2 h, anstatt in mehr als 4, von Liupanshui nach Xuanwei: Das bedeutete ein ordentliches Plus für die Wirtschaft der Region. Genau das, wofür die China Communications Construction Company (CCCC) umgerechnet etwa 130 Mio. € investiert hat. Zum Vergleich: Der Flughafen BER in Berlin lag bei Gesamtkosten von über 7,3 Mrd. €. Allein 770 Mio. € flossen dabei in den Schallschutz.

Erdbeben: Bewehrungsprobe für die Beipanjiang Brücke

Beeindruckend sah sie ja aus bei ihrer Eröffnung. Der Titel für die höchste Brücke der Welt kommt schließlich nicht von ungefähr. Doch schon im darauffolgenden Jahr musste sich die Bewehrung der Brücke ihrer ersten großen Bewährungsprobe stellen.

Im Jahr 2017 erschütterte ein starkes Erdbeben der Stärke 6,5 die chinesische Provinz Sichuan. Auch im Beipan Canyon, der Schlucht unterhalb der Beipanjiang-Brücke, war das deutlich zu spüren. Doch die Brücke überstand die Erdstöße ohne jegliche Schäden. Damit ist sie bestens auf die Zukunft vorbereitet, denn Beben im Süden Chinas nehmen in den letzten Jahren immer weiter zu.

Fazit zur Beipanjiang-Brücke

Ein würdiger Nachfolger?

Die Beipanjiang Brücke ist seit 2016 die höchste der Welt. Doch das wird sich bald ändern. Denn ein erneutes chinesisches Bauwunderwerk steht längst in den Startlöchern. Aber immerhin bleibt der Titel weiter im Land.

Grund dafür ist der Bau der Huajiang Grand Canyon Bridge in der Provinz Guizhou. Bis Juni 2025 soll das Monstrum fertiggestellt werden.

Mit über 2800 m Länge ist sie sogar fast doppelt so lang wie die Beipanjiang-Brücke. Und das bei gleicher Bauzeit. Vielleicht können wir uns für Deutschland ja eine Scheibe abschneiden.

Aber dabei bitte immer unsere Normen beachten, denn eine handelsübliche Scheibe Toastbrot hat eine Größe von 20 cm. Muss ja alles seine Ordnung haben, nicht wahr?

Die Höhe der Huajiang Grand Canyon Bridge liegt mit 625 m vom Grund der Schlucht deutlich über der Beipanjiang Brücke. Damit ist sie zweifelsfrei ein würdiger Nachfolger.

Gute Bilder werden wohl auch von dieser Brücke schwer zu beschaffen sein. Bei der Beipanjiang-Brücke gingen viele sogar davon aus, die Fotos seien nicht echt, da Nahaufnahmen kaum zu finden waren. Dafür gibt es allerdings eine einfache Erklärung:

Schon beim Fotografieren der Beipanjiang Brücke ist nahezu jede noch so gute Drohne abgestürzt. Man sollte die Winde in einer Schlucht nun einmal nicht unterschätzen. Und wohl auch nicht die Kreativität gewisser Menschen, die überall Verschwörungen wittern.

Wir sind jedenfalls gespannt, was uns China in den nächsten Jahren baulich bieten wird. Wie oft sie sich noch selbst übertrumpfen wollen und ob Bauen ein Limit hat. Denn falls es so sein sollte, ist China wohl das erste Land, das es herausfinden wird.


Autor

Frau Ruthe ist im Marketing als Copywriterin zuständig für die Erstellung kreativer Texte und packender Headlines.



;