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13. Oktober 2020

Capital C (Die Diamantbörse), Amsterdam, Niederlande

Nach einer grundlegenden Renovierung kehrt die ehemalige Diamantbörse in Amsterdam zu ihrem alten Glanz zurück und heißt jetzt Capital C. Das Nationaldenkmal wurde nicht nur sorgfältig restauriert, sondern bekam auch ein neues spezielles Dach aus Glas und Stahl. 

Der Entwurf dafür stammt vom renommierten Architekturbüro ZJA Zwarts & Jansma Architects. Das Projekt wurde mit den prestigeträchtigen Preisen MIPIM Award 2020 - Best Refurbished Building, Dutch Steel Award 2020 und German Design Award 2021 ausgezeichnet.

Die Firma Octatube war unter anderem für die Tragwerksplanung verantwortlich. Dabei kam das FEM-Programm RFEM zum Einsatz. Octatube ist ein Planungs- und Bauunternehmen, welches komplexe architektonische Konstruktionen entwirft und baut. Der Fokus liegt dabei auf dem hochwertigen Einsatz von Stahl und Glas, um eine anspruchsvolle Architektur umzusetzen, die vom Entwurf bis zur Errichtung des Gebäudes reicht.

Konstruktion und Bemessung

Die Form der Dachkonstruktion kann als eine zylinderförmige Gitterschale mit Kuppeln an beiden Enden beschrieben werden. Aufgrund des angrenzenden Gebäudes auf dem Dach und der Öffnung für den Eingang des Glasdaches wurden Teile aus der Form der Gitterschale ausgespart. Grundsätzlich hat die Glaskuppel nur eine sich wiederholende tragende Verbindung, aber die Freiform führt dazu, dass jeder Knoten anders ist und einzigartige Teile verwendet. Insgesamt wurden 1000 verschiedene Stahlkomponenten und 200 Glasflächen verwendet.

Für komplexe Projekte benötigt man eine flexible Statiksoftware, mit der eine große Bandbreite an einzigartigen Elementen modelliert werden kann. RFEM wurde für dieses Projekt zusammen mit Rhinoceros (Rhino), Grasshopper und IDEA StatiCa verwendet. In der vorläufigen und dann finalen Entwurfsphase war das Rhino-Grasshopper-Linienmodell des Architekten der Ausgangspunkt. In diesem Modell wurden die Haupt- und Nebenlinien gesetzt. 

Die Gitterlinien und die Krümmung des Modells wurden gründlich untersucht und optimiert. Das Linienmodell und die statische Last aus Grasshopper wurden in RFEM importiert, sodass das Modell statisch optimiert werden konnte. Die Lasten auf der Struktur wurden mit einer direkten Anbindung zwischen Rhino und einem selbstgeschriebenen Skript generiert. Dafür wurde die indirekte Anbindung zwischen Grasshopper und RFEM durch Excel verwendet. Die Bedingung war, dass die viereckigen Glasflächen komplett flach sein mussten, wie das Äußere eines Diamanten.

Mit den Statikprogrammen RFEM und IDEA StatiCa wurden die Querschnittsgrößen der Rechteckhohlprofile ermittelt. Da die Drehsteifigkeit sehr wichtig ist, wurden zwei Modelle der ganzen Struktur und deren Verbindungen erstellt, um die Steifigkeit und die Festigkeit der Gitterschale exakt modellieren zu können. Diese Modelle wurden als obere und untere Begrenzung der Verformungen und der Steifigkeit verwendet. Das obere Begrenzungsmodell wurde mit allen Verbindungen komplett steif verwendet, sodass die Lastauswirkungen auf die Verbindungen bestimmt werden konnten.

Die untere Grenze für die Drehsteifigkeit wurde iterativ zwischen RFEM und IDEA CONNECTION für jeden Verbindungstyp bestimmt. Dieses Modell, das mehr elastische Verbindungen hat, ist interessant für die Überprüfung der Steifigkeit und Stabilität der Gitterschale. In diesem Modell wurde das Tragwerk, das sich an der Unterseite der Gitterschale befindet, hinzugefügt, um die Lasten korrekt bestimmen zu können. Das war erforderlich, weil eine Annahme der Federsteifigkeit der vertikalen Auflager durch den wichtigen iterativen Prozess zu zeitintensiv gewesen wäre, wenn jede Steifigkeit für jeden Lastfall verschieden gewesen wäre.

Ort Weesperplein 4B
1018 XA Amsterdam, Niederlande


Projektbilder

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