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16. Oktober 2025

Huajiang Brücke – In drei Jahren zur höchsten Brücke der Welt

Sie ist aktuell die höchste Brücke der Welt: Die Huajiang Brücke wurde im September 2025 nach etwas mehr als drei Jahren Bauzeit eingeweiht. Details zur Brücke und zu den Hintergründen des Mega-Projekts haben wir für euch aufgearbeitet und eingeordnet.

Ein großes Ereignis beherrscht aktuell die Medien. In einer feierlichen Zeremonie wurde sie eingeweiht: die höchste Brücke der Welt. Mit einer unglaublichen Gesamtlänge von 2.900 m spannt sich die Huajiang Brücke, mit ganzem NamenHuajiang Grand Canyon Bridge, über die eindrucksvolle Erdspalte, wie das Tal in der Region auch genannt wird. In kaum einer anderen Gegend dort ist der Unterschied zwischen Berg und Talsohle so gigantisch: genau wie die Brücke selbst.

In leuchtendem Blau strahlt sie inmitten der fast schon idyllischen Umgebung. Nur etwas mehr als drei Jahre hat das Megaprojekt Huajiang Brücke bis zur Eröffnung gebraucht. Ein definitiver Rekord, gerade wenn man Richtung Deutschland schaut. Wir sehen uns in diesem Blogbeitrag das Bauwerk etwas genauer an.

Warum China so viele Brücken baut

Schon wieder eine Rekordbrücke in China? Das wird sich sicher der Eine oder Andere gedacht haben, der in Sachen Weltgeschehen nicht hinterm Mond gleich links lebt. Immer wieder geistern die Schlagzeilen durch unsere Medien: Neue Megabrücke in China eröffnet! Doch warum baut die Volksrepublik überhaupt so viele Brücken, vor allem so große?

Das Geheimnis dahinter – ist überhaupt keines. In China ist die Wirtschaft seit der Öffnung des Landes für den Welthandel so stark gestiegen wie nirgendwo sonst. Es wird viel produziert und geforscht. Was bis in die letzten Jahre noch gefehlt hat, war Infrastruktur, die mit dem Wachstum auch mithalten kann.

Schnellbahnstrecken, Autobahnen und eben auch Brücken über große Schluchten: alles, um Wirtschaftszentren miteinander zu verbinden. Kürzere Wege, weniger Zeit, geringere Kosten. Da baut man auch schonmal ein Großprojekt nach dem nächsten.

Bauen in China: Brückenbau extrem

Moment – denken sich hier einige von euch. Wer unseren Blog verfolgt, weiß: Die höchste Brücke der Welt kommt doch schon aus China! Richtig, die Beipanjiang-Brücke, ebenfalls in der chinesischen Provinz Guizhou gelegen, ist sogar nur etwa 100 km entfernt. Mit ihren 565 m über dem Flussniveau war sie bisher Spitzenreiter. Wenn ihr mehr zur Brücke lesen möchtet, hier entlang: Brückenbau extrem: Die Beipanjiang-Brücke in China .

Aber selbst sie ist nicht die erste Rekordbrücke des Landes. Genauer gesagt: Von den 20 höchsten Brücken der Welt stehen 18 in China. Gut, vermutlich auch nur, weil hier von der Talsohle aus gemessen wird. Und in China, gerade im Südosten, gibt es nun einmal eine Menge tiefer Schluchten. Betrachten wir nur das Bauwerk an sich, ist zweifellos das Viadukt von Millau (Südfrankreich) die höchste Brücke. Und das mit "nur" 343 m.

Das Besondere am Standort der Huajiang Brücke

Nicht nur die schiere Anzahl an Rekordbrücken macht China zu einem echten Experten in Sachen Mega-Projekte. Die Brücken in China sind vor allem deshalb so atemberaubend, weil ihre Umgebung keine 0815-Brücken zulässt.

Wie wir am Anfang dieses Beitrags schon mal erwähnt haben: Einen so starken Höhenunterschied zwischen Berg und Tal gibt es auf der Welt nicht oft.

So tiefe Schluchten sehen zwar beeindruckend aus, machen es dem Handel aber schwer. Die Straßen sind lang und gewunden – da ist einiges an Fahrtzeit mit verbunden. Durch Brücken lässt sich das hervorragend abkürzen.

Im Fall der Huajiang Brücke verkürzt sich die Fahrtzeit in der bergigen Provinz von etwa zwei Stunden auf wenige Minuten. Allerdings dient die Brücke nicht einfach nur dem normalen Verkehr. Sie kann noch deutlich mehr.

Die Huajiang Brücke im Detail

Etwas mehr als drei Jahre dauerte der Bau der aktuell höchsten Brücke der Welt. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua meldete eine Höhe von 625 m vom Flussbett bis zur Fahrbahn. Schwer vorstellbar, aber das ist fast so hoch wie der Shanghai Tower mit seinen 632 m. Und dabei handelt es sich um den höchsten Wolkenkratzer Chinas.

Die Stahlfachwerk-Hängebrücke ist 2890 m lang und hat eine beachtliche Spannweite von 1.420 m von Berg zu Berg. Laut den Berichten chinesischer Staatsmedien kostete das Mega-Projekt Huajiang Brücke über zwei Mrd. Yuan, umgerechnet etwa 240 Mio. €. Viel Geld für eine Brücke, gerade in einer Bergregion Chinas.

Aber die Huajiang Grand Canyon Bridge ist nicht einfach nur eine Brücke: Sie soll zu einer richtigen Touristenattraktion werden. Über eine Ausfahrt gelangen Besucher zu einem eigenen Besucherzentrum. Dort können sie verschiedenste Aktivitäten buchen.

Am südlichen, 205 m hohen Pylon ist eine Aufzugsanlage integriert. Wie sollte es auch anders sein: mit zwei verglasten Kabinen vorgesehen. Der Aufzug bringt höhenaffine Menschen zu einem besonderen Highlight. Denn ganze 145 m über dem Straßenniveau wartet das Stargazing Bar and Café auf seine Gäste. Direkt zwischen den Pylonspitzen.

Die Fachwerkkonstruktion des 1420 m langen Fahrwerkträgers ist nicht einfach nur hohl. Im 8 m hohen Inneren befinden sich zwei Fußgängerwege. Und wem das nicht reicht: Diese Wege führen direkt zu einem Restaurant und Aufenthaltsräumen mit Glasböden. Für die ganze Verrückten wartet dort sogar eine Plattform zum Bungeejumping, direkt über dem Fluss.

Schattenseiten der Huajiang Brücke

Wir wissen ja: Wo viel Scheinwerferlicht ist, da sind auch Schatten. Mit Chinas Infrastruktur-Boom ist es ganz ähnlich. Zwar investiert das Land seit Jahrzehnten in seine Verkehrswege, um die Wirtschaft weiter voranzutreiben. Allerdings zahlt nicht der Staat an sich diese Projekte, sondern die jeweilige Lokalprovinz.

Das führt zu oftmals hoher Verschuldung der Region. Schulden, die sich nur schwer wieder abbauen lassen. Gerade so große Projekte wie die Huajiang-Brücke sind deshalb mehr als umstritten. Die Provinz Guizhou beispielsweise, in der sowohl die Huajiang Brücke als auch die Beipanjiang Brücke zuhause sind, zählt zu den am höchsten verschuldeten Regionen des Landes. Diese hohen Schulden stehen dem eigentlichen Ziel, die Wirtschaft weiter voranzutreiben, allmählich im Weg.

Fazit: Die Huajiang-Brücke

Wie schon ihr Vorgänger an der Spitze der höchsten Brücken ist auch die Huajiang Brücke ein beeindruckendes Bauwerk. Nur dank konsequenter Vorausplanung, überschaubarer Bürokratie und fähigen, eng getakteten Gewerken konnte ein solches Mega-Projekt innerhalb einer Zeitspanne von weniger als vier Jahren entstehen.

In Deutschland können wir von solchen Zeiträumen nur träumen. Bei unseren Großprojekten gibt es immer wieder Probleme. Und das sorgt sogar international für die eine oder andere spitze Bemerkung. Aber warum ist das bei uns so? Dieses Thema haben wir in einem anderen Blogbeitrag ausgearbeitet und hinter die Kulissen geschaut. Wenn euch das Ganze interessiert, schaut gerne mal vorbei: Großbauprojekte in Deutschland .

Die Huajiang Brücke ist weit mehr als nur Symbol oder Verkehrsweg. Hier hat die Provinz ihre Chance genutzt, aus ihrem Bauwerk eine Attraktion für Touristen zu machen. Damit rentiert sich die Huajiang-Brücke vielleicht irgendwann. Und sie sichert sich einen festen Platz im Tourismus, was auch die Region weiter voranbringt.

Das Konzept, aus Infrastruktur-Bauwerken Attraktionen zu machen, die über Jahrzehnte hinweg Touristen anziehen, ist dabei nicht neu. Fritz Leonhardt etwa, ein deutscher Ingenieur, hat mit dem Stuttgarter Fernsehturm etwas ganz Ähnliches umgesetzt: und das schon im Jahr 1956. Wollt ihr mehr erfahren? Dann lest gerne nach: Fritz Leonhardt: Ein Ingenieur bringt Beton zum Schweben .

Indem die Huajiang-Brücke in jeder Hinsicht genutzt wird, um Einnahmen zu generieren, steht es zumindest nicht allzu schlecht um die hochverschuldete Provinz Guizhou. Hoffen wir zumindest. Was wir sicher wissen: China wird der Welt auch in den nächsten Jahrzehnten weitere Rekordbauten liefern. Wir sind schon gespannt darauf.


Autor

Frau Ruthe ist im Marketing als Copywriterin zuständig für die Erstellung kreativer Texte und packender Headlines.



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