EN 1992-1-1, 5.8.6
Der zweite Bemessungsfall führt den Nachweis nach dem allgemeinen Bemessungsverfahren des EC 2 für Druckstäbe nach Theorie II. Ordnung.
Um die Ergebnisse vergleichen zu können, wird ein neuer Betonfall für EN 1992-1-1, 5.8.6 angelegt. Da nur wenige Eingabedaten geändert werden brauchen, wird der erste Bemessungsfall einfach kopiert über das RF-BETON-Menü
- Datei → Fall kopieren.
In Maske 1.1 Basisangaben sind die [Einstellungen] für die Berechnung anzupassen.
Es wird das allgemeine Verfahren für Stäbe mit Druck nach Theorie II. Ordnung festgelegt.
Der nichtlineare Nachweis der Tragfähigkeit für Druckglieder nach EN 1992-1-1, 5.8.6 basiert auf einem geteilten Sicherheitskonzept (siehe Kapitel 2.4.7.2). Deshalb ist also auch für den Ansatz des Tension Stiffening mit den Mittelwerten der Materialparameter zu rechnen. Der Teilsicherheitsbeiwert γc fließt direkt in die angesetzten Zugfestigkeit ein: fct,R = α ⋅ fct / γc . Dies gilt auch für den E-Modul des Betons.
Die Parameter des Registers Konvergenzeinstellungen bleiben unverändert.
In [14] wird mit dem ähnlichen Nachweisverfahren nach DIN 1045-1, 8.6.1 eine erforderliche Bewehrung von As,tot = 51.0 cm2 ermittelt. Um diese Ergebnisse mit der RF-BETON-Berechnung nach EN 1992-1-1, 5.8.6 vergleichen zu können, wird in Maske 1.6 Bewehrung die Mindestbewehrung auf As,oben = As,unten = 25 cm2 abgeändert.
Damit sind die Änderungen abgeschlossen und die [Berechnung] wird gestartet.
Mit der gewählten Bewehrung ergibt sich für die Einspannstelle ein Sicherheitsfaktor γ von 2.163 (zum Vergleich:
γ =
Im folgenden Bild sind die Verformungen nach Theorie II. Ordnung und nach den beiden nichtlinearen Berechnungsvarianten gegenübergestellt.
Eine anschauliche Deutung der Ergebnisse kann durch eine Darstellung im M/N-Interaktionsdiagramm erfolgen. Im Bild 9.49 sind neben der Querschnittstragfähigkeit (abgesicherte Quantilwerte) die Tragfähigkeitskurven für die Berechnung nach Theorie I. und II. Ordnung bei linearem Materialverhalten sowie nach Theorie II. Ordnung bei nichtlinearem Materialverhalten angetragen.
Bei dem schlanken Druckglied weicht die Berechnung nach Theorie II. Ordnung bereits bei einem geringen Lastniveau von der Berechnung nach Theorie I. Ordnung ab. Die physikalische Nichtlinearität macht sich erst bei einem höheren Lastniveau bemerkbar, schreitet dann allerdings sehr schnell voran. Durch die dabei auftretende starke Steifigkeitsminderung versagt die Stütze letztendlich infolge Stabilitätsverlustes.
Wird die materialbedingte Nichtlinearität nicht berücksichtigt, liefert die reine Querschnittsbemessung der LK1-Schnittgrößen nach Theorie II. Ordnung (physikalisch linear) eine erforderliche Bewehrung von As,tot = 2 ⋅ 5.27 = 10.54 cm2.
Die tatsächlich erforderliche Bewehrung wird so deutlich unterschätzt. Auch die Bemessung auf Moment und Normalkraft aus der physikalisch nichtlinearen Berechnung würde zu einer Unterbemessung führen: Es ergäbe sich für My = 195.22 kNm und N = −1059.39 kN eine erforderliche Bewehrung von As,tot = 2 ⋅ 7.15 = 14.30 cm2. Der Grund liegt darin, dass die Schnittgrößen abhängig von der vorhandenen Bewehrung berechnet werden. Die Stütze versagt jedoch vor dem Erreichen der Grenztragfähigkeit des Querschnitts. Im Beispiel ist dies bei einem Moment von ca. 441.5 kN der Fall. In Interaktion mit der Normalkraft ergibt sich hierfür eine erforderliche Bewehrung von As,tot = 2 ⋅ 25.40 = 50.80 cm2.