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11. Februar 2020

Frage

Ich bemesse eine Mischstruktur aus Holzmaterialien mit unterschiedlichen Kriecheigenschaften. Wie kann die Bemessung hinsichtlich der Gebrauchstauglichkeit gemäß EN 1995-1-1 erfolgen?


Antwort:

In RFEM und RSTAB wurden für die automatische Lastkombinatorik die vereinfachten Nachweise aus [1] Kapitel 2.2.3 implementiert. Das bedeutet, dass damit streng genommen nur Strukturen hinsichtlich der Endverformung analysiert werden dürfen, in welchen Materialien mit identischen Kriechverhalten vorkommen, da die Kriechverformungen vereinfacht auf Lastseite berücksichtigt werden. Handelt es sich bei der Struktur um eine Mischstruktur aus Holz mit unterschiedlichen Kriecheigenschaften oder in Kombination mit Stahl, so müssen die Endverformungen gemäß [2] Änderung zu 2.2.3 wie folgt ermittelt werden:

„(4) Besteht ein Tragwerk aus Bauteilen oder Komponenten mit unterschiedlichen Kriecheigenschaften, so sollten die Langzeitverformungen aufgrund der quasi-ständigen Kombination von Einwirkungen mit den Endwerten der Mittelwerte der entsprechenden Elastizitäts-, Schub- und Verschiebungsmoduln nach 2.3.2.2(1) berechnet werden. Die Endverformung ufin wird dann durch Überlagerung der Anfangsverformung infolge der Differenz der charakteristischen und der quasi-ständigen Kombinationen von Einwirkungen mit der Langzeitverformung berechnet.“

Dies setzt jedoch eine Überlagerung von Ergebnissen aus unterschiedlichen Lastkombinationen voraus, was in RFEM und RSTAB nicht automatisch umgesetzt werden kann. Sollen die unterschiedlichen Kriecheigenschaften berücksichtigt werden, so ist die Lastkombinatorik manuell zu erstellen und die Steifigkeiten sind entsprechend des Kriechbeiwertes abzumindern. Die Vorgehensweise wird am Beispiel einer Holz-Beton-Verbunddecke, welche am Infotag 2017 präsentiert wurde, gezeigt. Den Link hierfür finden Sie unterhalb dieser FAQ.